Start Catering Wie Eventcatering „anders“ und „besser“ werden kann

Wie Eventcatering „anders“ und „besser“ werden kann

LPS Event Catering und Culpepper Event Catering haben eine Kooperation zur Zusammenarbeit in Berlin inklusive der gemeinsamen Nutzung des Culpepper Produktionsstandortes auf dem Berliner Großmarkt gestartet. Was das bedeutet und welche Chancen und Möglichkeiten sich daraus ergeben, verrieten Oliver Wendel von LPS und Matthias Retzki von Culpepper im Gespräch.

MICE Business: Mit LPS und Culpepper gehen zwei Eventcaterer gemeinsam neue Wege und haben sich für Kooperation statt Wettbewerb entschieden. Warum? Was steckt dahinter?

Oliver Wendel: ‚Dahinter‘ steckt zunächst einmal eine langjährige persönliche Bekanntheit, der zu dem Gedanken führte, dass aus der Kooperation von einem auf Groß-Events fokussierten, bundesweit tätigem Premium-Caterer und einem regionalen Player mit dem besonderen Berlin-Twist enorme Synergieeffekte entstehen können. Wir nennen das gern ‚Coopetition‘ – eine Kooperation zwischen Wettbewerbern auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen. Wir waren in der Vergangenheit selten im Pitch, weil beide Partner ihre eigenen Kundenkreise hatten. Das wird auch so bleiben. Wir sehen aber Partnerschaften als Ergebnis strategischer Überlegungen als einen Weg in die Zukunft. Zum Beispiel können Produktion und Mitarbeiter besser ausgelastet werden. Wir wollen da, wo es passt, Themen gemeinsam angehen – zum Beispiel die Entwicklung eigener Locations, Projekte oder auch die Produktentwicklung. Jeder Partner behält dennoch seine eigene DNA. Ein respektvoller Umgang miteinander sollte ohnehin selbstverständlich sein. Berlin ist ein Hotspot der Eventbranche und ein ideales Versuchslabor für neue Wege im Business.

Matthias Retzki: Die Eventcatering-Branche pflegt eigentlich durchgeplante Rituale. Das möchten wir gemeinsam aufbrechen beziehungsweise ändern. Unsere Kooperation mit LPS soll daher eigenen Regeln folgen und sich die Partner dafür auf – im positiven Sinne – Anarchie und einen Think Tank einlassen, in dem überraschende Ergebnisse entstehen können. Unsere Schlagworte dabei lauten ‚anders‘ und ‚besser‘. Wir haben zum Beispiel bereits gemeinsame Probeessen mit beiden Küchen-Chefs durchgeführt und dabei Rezepte ausgetauscht. Daraus und aus anderen Ideen soll ein Mehrwert für den Kunden entstehen. Eine andere Idee bezieht sich auf den Betrieb exklusiver Locations. Sowohl Culpepper als auch LPS haben sich in diesem Bereich bisher zurückgehalten. Das könnte sich irgendwann ändern, wenn wir die Möglichkeiten geprüft haben und daraus zukunftsträchtige Ideen entstanden sind.

Oliver Wendel: Bisher pflegen wir enge Beziehungen zu verschiedenen Locations über unsere Muttergesellschaft Compass. Dazu gehören zum Beispiel das Allianz Forum und das Deutsche Bank Foyer in Berlin. Mal sehen, was sich aus unseren Ideen entwickeln lässt. Dafür wird man den Teams ausreichend Zeit für die Entwicklung geben müssen.

MICE Business: Von wem ging die Initiative zur Kooperation aus?

Matthias Retzki: Die Initiative ging von mir aus. Auslöser waren Wettbewerbsdruck und Preiskämpfe auf dem Berliner Markt, aber auch positive Erfahrungen mit europäischen Kollegen – fernab von Konkurrenz und Wettbewerb. Warum sollte das nicht auch in Berlin funktionieren, habe ich mich gefragt. Ich habe dann das Gespräch mit verschiedenen Berliner Kollegen und darüber hinaus gesucht.

MICE Business: Spielte dabei auch Covid-19 eine Rolle?

Oliver Wendel: Initial nicht. Allerdings hat sich der Beginn unserer Zusammenarbeit mit dem Auftreten der Corona-Krise überschnitten, was natürlich nicht vorhersehbar war. Jeder muss selbst Lösungen finden, um diese Situation zu meistern und sich auf die Zukunft vorzubereiten. Wir konnten aber gleich den Ernstfall testen: Wie funktioniert unsere Kooperation in der Krise und was kann man gemeinsam vielleicht besser oder leichter erreichen?

MICE Business: Zum Beispiel?

Oliver Wendel: Es ergaben sich für uns verschiedene Ansätze. Zum Beispiel, wie man strategisch mit einem implodierten Markt umgeht, wie man den Mitarbeitern bei ihren persönlichen Ängsten und Nöten weiterhilft oder welche Produkte jetzt zu entwickeln sind. Momentan finden viele Online-Events statt. Wir haben dafür ein Catering-Produkt entwickelt, um die Teilnehmer am Bildschirm zumindest beim Catering zusammenzuführen und so für Emotion und Gemeinsamkeit zu sorgen. Dabei wird dann ‚gemeinsam‘ gekocht, die dafür benötigten Zutaten liefern wir einzeln und direkt an jeden Teilnehmer. Gegessen wird zusammen – jeder für sich an seinem Bildschirm.

Matthias Retzki: Wir denken aber auch an die Zeit nach der Krise und die Anforderungen, die sich für das Eventcatering dann ergeben. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie Event Catering 2021 funktioniert. Corona hat für uns Event Caterer eine ganz neue Situation geschaffen, in der ein ‚weiter so‘ meiner Meinung nach ausgeschlossen ist. Dabei geht es generelle Dinge wie Marktverhalten, Preisfindung, Hygiene und Ausstattung, aber auch um die künftige Präsentation der Speisen und selbst so banale Dinge wie einzeln verpackte Bestecke.

MICE Business: Wird sich die Kooperation zwischen LPS und Culpepper auf Berlin beschränken?

Oliver Wendel: Berlin steht für uns ganz klar im Fokus und war früher der wichtigste Standort von LPS. In der Gemeinsamkeit wollen wir eine Win-Win-Situation erzielen. Schubladendenken ist vorbei, Sharing ist Zukunft. Wir werden prüfen, was sich gemeinsam erreichen lässt, aber unsere Eigenständigkeiten behalten.

Matthias Retzki: Dazu gehört, dass wir vielleicht auch mal im Wettbewerb sind.

Oliver Wendel: Ganz genau. Wesentlich für den Erfolg unserer Kooperation wird sein, dass wir einen Mehrwert für unsere Auftraggeber und für uns selbst erreichen können. Um noch mal auf die Frage zurückzukommen: Mit Culpepper konzentriert sich die ‚Coopetition‘ auf Berlin. Eine Zusammenarbeit darüber hinaus ist denkbar, könnte aber auch mit anderen Partnern erfolgen.

MICE Business: Wie haben ihre Kunden auf die Ankündigung der Kooperation reagiert?

Oliver Wendel: Die Kunden haben auf die Bekanntmachung unserer Kooperation sehr positiv reagiert – aber auch die Zulieferer, Partner und Wettbewerber.

Matthias Retzki: Auftraggeber wollen Flexibilität und Sicherheit. Zwei Partner können besser sein als einer – solange eigene Foodphilosophien gepflegt werden. So kommt sozusagen best of both worlds zusammen. Das Fachkräfteproblem lässt sich in der Partnerschaft ebenfalls leichter lösen.

MICE Business: Welche Vorteile stehen für sie im Vordergrund der Kooperation?

Oliver Wendel: A+O der Zusammenarbeit sind aus unserer Sicht verschiedene Faktoren: Wir haben Kühlfläche und Manufaktur direkt vor Ort, können auf eine optimale Logistik durch die zentrale Lage vom Großmarkt zugreifen und müssen über Lagerhaltung für Produkte und Zutaten kaum noch nachdenken. Der Großmarkt ermöglicht eine Belieferung mit frischen Produkten quasi im Stundentakt. Und sollte es dennoch mal einen Overload geben, können wir auf weitere Produktionsstätten der Compass Group in Berlin zugreifen.

Matthias Retzki: Mobilität und Flexibilität sind weitere Assets, die durch die Kooperation entstehen. Wir glauben fest daran, dass Eventcaterer deutlich an Tempo zulegen müssen.

Oliver Wendel: Richtig. Und das gilt für alle Bereiche von der Angebotserstellung bis zur Nachbereitung.

MICE Business: Erwarten Sie Nachahmer?

Oliver Wendel: Der Markt hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Eigentlich erwarten wir daher viele Wettbewerber beziehungsweise Nachahmer für unsere Kooperation. Das gilt um so mehr für die Post-Corona-Zeit.

MICE Business: Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.